Gesetzliche Feiertage in China … nicht wirklich frei :-(

Gesetzliche Feiertage in China ist auch so ein Thema, an das man sich als Deutscher erst einmal gewöhnen muss (wenn man sich denn daran gewöhnen will).

In China gibt es wie in Deutschland auch gesetzliche Feiertage … diese Feiertage sind dann in der Regel auch arbeitsbefreit … viele Leute gehen also nach Hause (sprich in die Heimatstadt), um diese Tage mit ihrer Familie zu verbringen.

Doch „frei“ ist nicht das „frei“, welches wir aus Deutschland kennen. „Frei bekommen“ bedeutet in China, dass die freien Tage, die man unter der Woche hat entweder vorarbeiten oder nacharbeiten muss. Und dabei ist nicht das abfeiern von Überstunden gemeint (nein, Überstunden macht man freiwillig oder weil die Arbeit nicht in der vorgesehenen Zeit erledigt werden konnte). Nein, für Feiertage ist es gesetzlich vorgesehen(?), dass man diese an Wochenenden wieder „reinholt“.

Bei 5 echten Urlaubstagen im Jahr (ich habe in meinem ersten Jahr als Angestellter nicht mehr davon) ist das ein echter Hohn, wie ich finde.

Ich für meinen Teil habe mir fest vorgenommen, dass meine Wochenenden auch wirklich Wochenenden sind.

Die Feiertage nehme ich natürlich trotzdem mit. Für mich bedeutet das, dass ich mir für die Wochenenden „frei nehmen“ muss … unbezahlt. Naja, ist halt so.

Mit ein paar wenigen Stunden SEO-Consulting für deutsche Kunden habe ich den Gehaltsverlust schnell wieder drin.

Qingming Festival – Tomb Sweeping Day

Diesen Monat ist am 4. April das Qingming Festival in China … die offizielle englische Übersetzung dafür lautet „Tomb Sweeping Day“ (auf deutsch: „Grabreinigungstag“). Es geht allerdings nicht wirklich um’s Reinigen des Grabes der Vorfahren, sondern um das Ehren der Toten der Familie.

Anders als in Deutschland besucht man die Gräber der Familie nicht wann immer man das Bedürfnis dazu hat oder auch nicht regelmäßig, um mit den Vorfahren zu reden … in China lässt man die Toten in Ruhe. Das ganze Jahr über „schlafen“ sie in ihren Gräbern und es ist unhöflich sie zu stören. Man besucht sie also nicht.

Am Tag des Qingming Festes allerdings erwachen die Toten und kehren in Geistform auf die Erde zurück. Das ist der Tag, an dem man sie besuchen kann und sollte. Man bringt ihnen Speisen mit wie chinesische „Dampfnudeln“ in den verschiedensten Formen, andere Speisen, Schnaps, … und man gedenkt ihnen in stiller Andacht, während sie sich an den Speisen laben. Die Geister benötigen dazu so lange wie Räucherwerk benötigt um vollständig „in Rauch aufzugehen“ (in der regel handelt es sich um Räucherstäbchen). Sind die Räucherstäbchen heruntergebrannt, werden die Speisen wieder eingesammelt und die Lebenden verspeisen „die Reste“ gemeinsam. Daraus ergibt sich auch, dass man an diesem Tag nur kalte Speisen zu sich nimmt.

Es man kümmert sich aber neben dieser einen Speisung noch um das andere leibliche Wohl der toten Verwandten – es soll ihnen im Jenseits an nichts fehlen. Aus diesem Grund wird Geld verbrannt (ein speziell für diesen Anlass gedrucktes Geld, welches man im Geschäft kaufen kann … ich dachte zuerst es handelt sich um Spielgeld), man verbrennt Bildnisse von Häusern und Autos … im Fall, dass der Verstorbene nicht selbst Auto fahren konnte, wird auch zusätzlich mit dem Auto ein „Fahrer“ verbrannt … und alles, was man dem Verstorbenen im Jenseits zu seinem Luxus geben möchte.

In anderen Gegenden Chinas vermeidet man den Besuch des Grabes am Tage des Qingming Festes und nutzt stattdessen einen anderen tag im Jahr und besucht auch nicht das Grab, sondern verbrennt die Gaben für die Verstorbenen am Wegesrand in dem Glauben, dass jeder Weg auch ein Weg ins Jenseits ist und damit eine Brücke zu den Verstorbenen darstellt.

Das Qingming Fest ist nicht nur für die Toten

Doch es geht an diesem Tag nicht nur um die Verstorbenen – und wer noch keinen direkten Verwandten auf diese Art zu ehren hat begeht den Tag mit freudigen Dingen. Man geht in den Park, Kinder lassen Drachen steigen, man verbringt eine schöne Zeit mit seinen Lieben.

Der Qingming Tag ist in China ein offizieller Feiertag.

Zur Untermiete bei Toten in China

Da sind meine Frau und ich Ende Januar in unsere neue Mietwohnung in Chaoyang (Peking) eingezogen und sind doch tatsächlich nicht alleine in der Wohnung. Doch ganz ehrlich – zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir usere Wohnung mit Toten Menschen teilten.

Doch wie haben wir das erfahren?

  • Unruhiger Schlaf
  • Schlechte Träume
  • Schatten in der Nacht
  • Elektrische Geräte, die von alleine an und ausgehen
  • Dinge verschwinden …
  • … und tauchen an anderer Stelle wieder auf
  • ein alter Mann sitzt auf einmal neben mir auf dem Sofa
  • eine alte Frau starrt mir ins Gesicht als ich aufwache
  • ...

All das war es nicht – tatsächlich haben wir uns bis zu dem Tag X richtig wohlgefühlt in der Wohnung.

Tag X war der an dem wir beschlossen den “Hänge”-Einbauschrank im Flur zu nutzen und in aus diesem Grund sauber machen wollten. Der Schrank ist zweigeteilt und die linke Hälfte beherbergte noch ein paar alte aber leere Plastiktüten.

Der rechte Schrank hatte es dafür in sich … er beherbergte einen kleinen Kasten, den ich herausnahm und öffnete.

Doch in dem Moment als ich den Kasten öffnete gab Jia einen Schrei von sich und ich dachte bereits eine Spinne, Maus, oder irgendetwas anderes wäre ihr in den Blick gesprungen. Doch das war es nicht.

Stattdessen hat sie einfach den Inhalt erkannt (ich natürlich nicht). Es handelte sich um eine kleine Ahnentafel, die Leute sich zum Andenken an ihre Verwanden anfertigen lassen. Für meine Frau das klare Zeichen, dass diese Wohnung derzeit nicht uns alleine gehört, sondern eben auch diesen Verstorbenen. Ich wollte diesen Kasten einfach entsorgen (immerhin scheint ihn ja niemand zu vermissen), doch ich “durfte” diesen Kasten auf keinen Fall aus dem Schrank entfernen.

Ein Anruf bei der Wohnungsverwaltung ergab, dass am nächsten Tag eine Reinigungskraft kommen sollte, die die Ahnentafel mitnimmt. Nachdem das geklärt schien rief die Wohnungsgesellschaft noch einmal bei uns an sagte, der Vermieter/Inhaber der Wohnung wolle Mitte der Woche selbst kommen und sich der Ahnentafel annehmen mit der Betonung, dass er nicht wüsste zu wem sie gehört und wie sich dahin käme (… mal ehrlich – warum sollte er dann selbst kommen, wenn die Ahnentafel nicht zu seiner Familie gehört … aber wie auch immer).

Achja … könnt Ihr Euch denken was die kommenden Nächte passierte? Die menschliche Fantasie ist schon so eine verzwickte Sache … die ganzen Wochen zuvor in der “Wohnung der Toten” war alles in bester Ordnung, auch die erste Nacht nach der Entdeckung war noch OK. Allerdings die folgenden Nächte wurde das Gefühl beim mitternächtlichen Toilettengang immer stärker, dass man beobachtet wurde.

Das bedeutet im Klartext, dass man sich immer genauer umsah und wenn es einen “verdächtigen” Schatten gab, um dann festzustellen, dass dieser Schatten genau dahin gehörte wo er war. Er war die Wochen zuvor dort und auch jetzt, nachdem der “Spuk” vorbei ist.

Auch wenn nichts passiert ist waren die wenigen Tage in denen wir bewusst(!) nicht alleine in der Wohnung waren doch ein wenig aufregender als die Wochen zuvor oder danach.

Kommentar:

Senta:
Haha, ich bin eben auf deinen Blog gestoßen und bin sehr begeistert, nachdem ich nun den dritten Artikel gelesen habe. Das klingt alles so typisch Chinesisch und ist mir sehr vertraut. In China ist es eben doch etwas “anders”. Aber doch auch mitunter lustig und freundlich anders. Wobei ich auch nicht gerne von einem Geist verfolgt werden möchte ;) LG, Senta



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