China Ende der fünfziger Jahre: Maos »Großer Sprung nach vorn« endet in der größten Hungerkatastrophe der Geschichte. Überall im Land werden die alten Eliten massenhaft als »Rechtsabweichler« in Umerziehungslagern interniert, so auch in dem abgelegenen Ort Jiabiangou. Bis in die neunziger Jahre blieb das Massensterben, das sich dort abspielte, politisches Tabu. Dann begann Yang Xianhui, nach Überlebenden zu fahnden und ihnen in feinfühligen Protokollen Stimme und Gesicht zu geben. Das Buch, das dabei entstand, ist eine kleine Sensation: Erstmals sprechen die Opfer selbst, berichten über die alltäglichen verlorenen und gewonnenen Kämpfe um ihre Menschlichkeit.
Rezensenten auf Amazon sagen:
Pastarasta: Das Buch "Die Rechtsabweichler von Jiabiangou" besteht aus Geschichten von Überlebenden des Arbeitslagers Jiabiangou, das in der Einöde von Gansu liegt. Die sogenannten "Rechtsabweichler", die 1957 im Zuge der Anti-Rechts-Kampagne gebrandmarkt wurden, erinnern sich zurück an ihren grauenvollen Überlebenskampf und wie sie sich ein bisschen Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit bewahren konnten... . Die Erzählungen sind schnörkellos, aber sehr eindringlich und extrem schockierend. Was die Menschen durchgemacht haben ist kaum zu glauben.[...]
Dieses Lager lag mitten im Zentrum eines Mangelgebiets, in dem die Hungerskatastrophe unzählige Opfer forderte. Über Jahre hinweg wurden hier die Rechtsabweichler gefangengehalten und de facto dem Hungerstod preisgegeben. Erst drei Jahre nach Eröffnung des Lagers, im Jahr 1960, wurden sie rehabilitiert. Doch die meisten waren längst gestorben.
Der Schriftsteller Yang Xianhui hat sich zur Aufgabe gemacht, die entsetzlichen Vorgänge der Jahre 1957-1960 zu recherchieren. Er hat mehrere Interviews mit den Überlebenden von Jiabiangou geführt. Es sind ergreifende Geschichten, die erahnen lassen, welch katastrophale Umstände in Jiabiangou herrschten und wie aussichtslos die Lage der "Rechtsabweichler" war. Gequält durch harte und brutale Arbeit bei stets sinkenden Essensrationen, ständig gezwungen, sich durch kleine Diebstähle am Leben zu erhalten, vegetierten sie in der Einöde des Lagers vor sich hin. Gegessen wurde alles, was ihnen in die Finger kam; Gräser, Leder, Gemüseabfälle, Erbrochenes, in Einzelfällen sogar Leichen. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, die Angehörigen über die wahren Verhältnisse getäuscht. Ergreifende Szenen spielten sich in Jiabiangou ab; wie sich Menschen in solchen Notsituationen organisieren, wie der Überlebenskampf mal zu Verrat, Niedertracht und Feigheit, mal zu berührender Mitmenschlichkeit und Fürsorge führt, wird keinen Leser kalt lassen. Und immer wieder verzweifelt man an der Sinnlosigkeit der damaligen Vorgänge, zumal viele der sogenannten "Rechtsabweichler" eigentlich glühende Anhänger Maos waren, die durch Intrigen, politischen Starrsinn der Führungskader oder marginale Vergehen in das Umerziehungslager gelangten.
Ein Buch, dass einen in die dunkelsten Tage der chinesischen Revolution entführt, das Fragen der Menschlichkeit und menschlichen Würde aufwirft und jeden Leser bewegt.
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